Jetzt im Herbst fliegen Kraniche an die Küste des Mittelmeers und Nordafrika um zu überwintern, aber schon im März werden sie zurück zu den Brutplätzen in Lettland fliegen. Im Nationalpark Slitere brüten ungefähr 10-20 Kranichpaare.Die Kraniche bauen ihr Nest aus Rohr oder anderen Pflanzenteilen auf einer kleinen Insel in einem Sumpf oder bei einem überschwemmten Territorium. Sie bilden eine runde Erdaufschüttung und legen in der Mitte zwei Eier. Nach einem Monat schlüpfen die Küken, die schon am nächsten Tag in der Lage sind ihren Eltern auf der Nahrungssuche zu folgen. Kraniche sind Vegetarier, sie ernähren sich von Pflanzen, aber manchmal fressen sie auch Insekten, Frösche und Mäuse.
Der Kiebitz ist ein Vogel der in den lettischen Volksliedern besungen wird. Das ist so, weil Kiebitze sehr leicht in Wiesen, Weiden und Ackern zu bemerken sind. Aber sie nisten auch in Sümpfen und Torffeldern. Slitere ist sehr reich an Wäldern und es gibt nicht viel landwirtschaftlichen Boden, deshalb nistet der Kiebitz in dem offenen Teil des Bazu Sumpfs.
Der Graureiher und der Kormoran sind zwei Arten, die in der Nähe von Wasser in Kolonien nisten. Das Nest wird von verschiedenen Ästen in einem Baum gebaut, manchmal auch im Schilf von größeren Seen, auf umgeworfenen Rohr. Sie legen ungefähr 3 bis 5 Eier. Nach nicht mal einem Monat schlüpfen die Küken, die noch ein paar Wochen im Nest bleiben und von den Eltern versorgt werden. Interessant ist die Methode der Fütterung, die Eltern würgen das Futter zurück und Füttern es so weiter an die Küken. Da diese Vögel sehr viel Fisch essen (Ichthyophage) ist in ihrem Mist sehr viel Stickstoff, Phosphor und Kalium. An den Orten, wo sie nisten überschreitet der Wert für diese Stoffe sogar das 10fache der Norm. Das sieht dann aus, wie ein verbrannter Pfleck, ähnlich wie unter Nestern von Weißstörchen.
Den Flussuferläufer kann man oft beim nisten in Lettland beobachten. Wie schon der Name sagt ist diese Art mit dem Wasser verbunden. Das Nest ist meist unweit von einem Fluss, See oder Teich und es werden meist drei Eier gelegt. Das Weibchen und Männchen brüten wechselnd. Die Küken verlassen das Nest ein paar Stunden nach dem Schlüpfen. Die Flussuferläufer fressen verschiedene Insekten, ihre Larven und Spinnen. Sie sind Migranten und verbringen den Winter in Afrika.
Der Schreiadler ist ein Zugvogel, der in Afrika und in Südostasien überwintert. Im April kehrt es wieder nach Lettland zurück und fängt gleich damit an Nistplätze zu besetzen. Sein Nest baut der Schreiadler in einem Zwiesel eines Laubbaumes oder auf Seitenästen einer Fichte. Schon im Mai werden, mit einem Intervall von ein paar Tagen, zwei Eier gelegt, aber meistens wächst nur ein Küken auf. Bei dieser Art wird der Kainismus beobachtet – das ältere Küken tötet das jüngere. Die Schreiadler fressen kleine Nagetiere, Wühlmäuse und Frösche. Interessant ist, dass in den ersten Wochen des Kükens nur das Männchen das Futter bringt. Das Weibchen bleibt im Nest und füttert das Küken mit kleinen Fleischstückchen, die von der Beute abgerissen werden. Man kann den Schreiadler oft beim nisten in Lettland beobachten. In Lettland nisten ungefähr 3000 bis 5000 Paare und das ist ungefähr 15% der Weltpopulation! Im Nationalpark Slitere nisten nur 2 bis 4 Schreiadler Paare, weil es wenig Wiesen gibt, wo der Adler jagen könnte.
Man kann auch das Leben der kleinen Schreiadler mitverfolgen durch eine Webcam im Teicu Naturreservat. Mehr über dieses Projekt bei www.pomarina.lv
Der Seeadler ist der größte von den in Lettland vorkommenden tagsaktiven Raubvögeln. Seine Flügelspannweite kann bis zu 2,4m betragen. Er nistet in zugewachsenen Wäldern und meistens nicht weit von offenen Gewässern – Teichen, Seen oder dem Meer. Sein Nest baut er nah an der Spitze eines Baums und aus großen Ästen. In den letzten 10 Jahren ist die Anzahl der Seeadler angestiegen. Zur Zeit nisten ungefähr 100 Paare in Lettland. Dieses Jahr wurde zum ersten Mal ein bewohntes Seeadlernest im Nationalpark Slitere gefunden.
Die Nebelkrähe ist über das ganze Jahr in Lettland zu beobachten. Der größte Teil der Krähen, die in Lettland nisten, überwintern in Westeuropa und in Lettland überwintern Krähen vom Norden und Osten.
Die geisitgen Fähigkeiten der Krähe werden oft mit denen eines Hundes oder Affens verglichen. Die Krähe kann andere Tiere zu ihren Gunsten Nutzen. Zum Beispiel, wenn Raubtiere die Krähen hören oder sie über dem Wald kreisen sehen, wissen sie, wo es Beute gibt. Die Krähen nutzen die Raubtiere, weil sie selbst ein Reh, Hirsch oder Elch nicht erlegen können, aber ein Wolf kann es und sie kriegen dann die Überbleibsel. Ähnlich nutzen sie auch den Menschen. Die Jäger von den nördlichen Völkern haben durch das Verfolgen von Krähen oft Beute gekriegt. Die Krähen haben danach die Eingeweide bekommen. Wegen diesen Eigenschaften ist die Krähe für die nördlichen Völker ein heiliges Tier dessen Tötung eine Sünde ist.